Klimastiftung Schweiz: Was und wie gefördert wird
200 Förderanträge erhält die Klimastiftung Schweiz im Schnitt pro Jahr. Und jeder dieser Förderanträge wird nach verschiedenen Kriterien beurteilt.
Auch Produkte der Eturnity AG werden von der Klimastiftung Schweiz unterstützt. Wir wollten mehr zur Arbeit der Förderinitiative erfahren und haben uns mit Thomas Hügli, Stiftungsratspräsident der Klimastiftung Schweiz, zusammengesetzt. Gemeinsam haben wir über aktuelle Förderprojekte, Kriterien und die Klimastiftung Schweiz selbst gesprochen.
Auch Produkte der Eturnity AG werden von der Klimastiftung Schweiz unterstützt. Wir wollten mehr zur Arbeit der Förderinitiative erfahren und haben uns mit Thomas Hügli, Stiftungsratspräsident der Klimastiftung Schweiz, zusammengesetzt. Gemeinsam haben wir über aktuelle Förderprojekte, Kriterien und die Klimastiftung Schweiz selbst gesprochen.
Einleitend wäre eine kleine Zusammenfassung schön. Wie würden Sie in einem Satz beschreiben, was der Auftrag der Klimastiftung Schweiz ist?
Die Klimastiftung Schweiz ist eine Initiative aus der Wirtschaft für die Wirtschaft und fürs Klima: Unter anderem unterstützt sie KMU, die mit innovativen und zukunftsweisenden Produkten und Prozessen zum Schutz des Klimas beitragen, mit finanziellen Beiträgen. Die Klimastiftung Schweiz ist eine privatwirtschaftliche Initiative. Können Sie uns einen kleinen geschichtlichen Abriss zur Entstehungs- und Gründungsgeschichte der Klimastiftung (2008) geben?
Die Klimastiftung Schweiz wurde 2008 von Schweizer Dienstleistungsunternehmen gegründet mit dem Ziel, sich aktiv für den Klimaschutz einzusetzen und gleichzeitig KMU zu fördern. Auslöser war die Einführung der CO2-Lenkungsabgabe auf Brennstoffe und die daraus resultierende Rückverteilung: Ein Teil der Abgabe fliesst an die Wirtschaft zurück. Dabei erhalten vor allem Dienstleistungsfirmen mehr zurück, als sie einzahlen. Diese Netto-Rückverteilung spenden unsere Partnerfirmen der gemeinsamen Stiftung.
Die Zahl unserer Partnerunternehmen ist über die Jahre stetig gewachsen, zudem haben wir unser Engagement im Jahr 2012 auf Liechtenstein ausgedehnt. Aktuell zählen wir auf insgesamt 27 Partnerfirmen aus der Schweiz und Liechtenstein und haben in unserem über 10-jährigen Bestehen gut 1’600 KMU mit total mehr als 27,5 Millionen CHF unterstützt.
Was unterscheidet die heutigen Unternehmen und ihre Projekte zum Klimaschutz von den Projekten, ganz zu Beginn der Initiative?
Zu den Anfangszeiten der Stiftung haben wir vor allem KMU unterstützt, die in ihrem Betrieb Massnahmen für eine bessere Energieeffizienz umsetzen wollten, wie beispielsweise den Einbau einer Photovoltaik-Anlage. Inzwischen fliesst der grösste Anteil an Fördergeldern in den Innovationsbereich; das heisst an Unternehmen, die neuartige Produkte oder Dienstleistungen für die Reduktion oder Absorbtion von CO2 entwickeln.
Wie variationsreich sind die aktuellen Projekte die Sie fördern (gern zwei aktuelle Beispiele)?
Gerade im Innovationsbereich ist die Bandbreite sehr gross. Unter den Projekten, die wir unterstützen, finden sich nicht nur intelligente Hausfassaden (Hywin), nachhaltige Duschen (Joulia) oder Lösungen für Imker (Vatorex, Beephone), sondern auch Coworking-Plattformen (VillageOffice) oder eben der Heizungsrechner von Eturnity, der die Menschen vermehrt zum Kauf nachhaltiger Heizungssystemen animieren soll.
Für viel Aufmerksamkeit sorgen aktuell unter anderem Projekte im Immobilienbereich wie beispielsweise eine kürzlich von der Umwelt Arena Schweiz eingeweihte Überbauung in Männedorf, in der die Mieter dank innovativster Technologie CO2-frei und ohne Miet- und Heizkosten wohnen (mehr dazu hier). Auch die sogenannt negativen Emissionstechnologien rücken für uns vermehrt in den Fokus, z.B. die Technologie von Neustark, mit der sich CO2 in Recycling-Beton speichern lässt.
Ab wann ist eine Lösung für den Klimaschutz innovativ (gibt es bestimmte Bewertungskriterien)?
Jeder Förderantrag, der uns erreicht, wird nach verschiedenen Kriterien beurteilt. Als innovativ bewerten wir eine Lösung dann, wenn es sich um ein neuartiges Produkt handelt, das es bisher auf dem Markt so nicht gibt. Wichtig ist uns zudem der Klimanutzen eines Projekts; also, wie viele Tonnen CO2 oder Megawattstunden Strom damit potenziell eingespart werden können.
Wie viele Förderanträge erhalten Sie jedes Jahr?
Die Anzahl Projektförderanträge ist in den letzten Jahren laufend angestiegen. Zuletzt bewegte sich der Schnitt bei rund 200 Anträgen für Energieeffizienz- und Innovationsprojekte pro Jahr. Vor allem die Zahl an eingereichten Innovationsprojekten wächst zusehends.
Inwiefern unterstützen Sie neben finanziellen Mitteln die ausgewählten KMUs?
Die Klimastiftung Schweiz unterstützt KMU nicht nur finanziell, sondern vernetzt sie auch mit ihren Partnerfirmen und stellt ihnen Reichweite auf verschiedenen Kommunikationsplattformen und an Events zur Verfügung. Uns ist es ein Anliegen, auch über das Ende der Fördervereinbarung mit den KMU in Verbindung zu bleiben.
In welchem Bereich würden Sie sich zukünftig noch mehr innovative Lösungen wünschen?
Negative Emissionstechnologien, auch «Carbon Removal» genannt, sind ein sehr wichtiger Ansatz auf dem Weg zur Erreichung der Klimaziele. Wollen wir das Ziel der Netto-Null-Emissionen bis 2050 erreichen, werden CO2-Reduktionen nicht genügen – es wird auch griffige Massnahmen brauchen, um CO2 aus der Atmosphäre zu entfernen und langfristig zu speichern. Auch der Bundesrat hat diesen Sommer in einem Bericht festgehalten, dass negative Emissionen zur Erreichung der Klimaziele unverzichtbar sind und will deshalb die Rahmenbedingungen für den Ausbau dieser Technologien schaffen. Wir begrüssen dies sehr und sind gespannt auf die weiteren Entwicklungen – und auf die künftigen Förderanträge in diesem Bereich.
Es gibt bereits viele gute und klimafreundliche Technologien, zudem werden weitere entwickelt. Leider kommen diese nicht immer schnell genug und breit gestreut an den Markt. Ein gutes Beispiel dafür ist der bisher eher schleichende Wechsel von fossilen Heizungen zu Erneuerbaren, wie z. B. Wärmepumpen.
Und das, obwohl Wärmepumpen ökonomisch interessanter sind, als fossile Heizungen. Woran liegt das aus Ihrer Sicht?
Gerade bei Wärmepumpen könnte ein Grund die unterschiedliche staatliche Förderung solcher Technologien sein. Die Spannbreite der Unterstützung von Kanton zu Kanton ist zum Teil erheblich. So erhält ein Bauherr im Kanton St. Gallen für den Einbau einer Luft-Wasser-Wärmepumpe bis CHF 2’500 – im Kanton Basel-Stadt sind es CHF 11’250.
Was müsste gemacht werden, damit auch die relevanten Stakeholder (z. B. Immobilieneigentümer) solche Technologien vermehrt einsetzen?
Eine verstärkte Förderung solcher Technologien in diesem Bereich wäre angezeigt. Es sollten vermehrt Anreize geschaffen werden, damit Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer mit fossiler Energie betriebene Heizungen durch klimafreundlichere Systeme wie Wärmepumpen ersetzen. Der Kanton Zürich etwa geht in diesem Bereich mit dem kürzlich lancierten „Klima-Deal” mit gutem Beispiel voran. Zudem müssen die Vorteile von Wärmepumpen und anderen nachhaltigen Heizsystemen für die Immobilienbesitzer*innen nachvollziehbar werden. Innovative und praktische Ansätze wie der Heizungsrechner von Eturnity, der diese Vorteile konkret aufzeigt, sind deshalb sicherlich ein Schritt in die richtige Richtung.
Vielen Dank für das Interview!
©Bild Teaser: Klimastiftung Schweiz
Die Klimastiftung Schweiz ist eine Initiative aus der Wirtschaft für die Wirtschaft und fürs Klima: Unter anderem unterstützt sie KMU, die mit innovativen und zukunftsweisenden Produkten und Prozessen zum Schutz des Klimas beitragen, mit finanziellen Beiträgen. Die Klimastiftung Schweiz ist eine privatwirtschaftliche Initiative. Können Sie uns einen kleinen geschichtlichen Abriss zur Entstehungs- und Gründungsgeschichte der Klimastiftung (2008) geben?
Die Klimastiftung Schweiz wurde 2008 von Schweizer Dienstleistungsunternehmen gegründet mit dem Ziel, sich aktiv für den Klimaschutz einzusetzen und gleichzeitig KMU zu fördern. Auslöser war die Einführung der CO2-Lenkungsabgabe auf Brennstoffe und die daraus resultierende Rückverteilung: Ein Teil der Abgabe fliesst an die Wirtschaft zurück. Dabei erhalten vor allem Dienstleistungsfirmen mehr zurück, als sie einzahlen. Diese Netto-Rückverteilung spenden unsere Partnerfirmen der gemeinsamen Stiftung.
Die Zahl unserer Partnerunternehmen ist über die Jahre stetig gewachsen, zudem haben wir unser Engagement im Jahr 2012 auf Liechtenstein ausgedehnt. Aktuell zählen wir auf insgesamt 27 Partnerfirmen aus der Schweiz und Liechtenstein und haben in unserem über 10-jährigen Bestehen gut 1’600 KMU mit total mehr als 27,5 Millionen CHF unterstützt.
Was unterscheidet die heutigen Unternehmen und ihre Projekte zum Klimaschutz von den Projekten, ganz zu Beginn der Initiative?
Zu den Anfangszeiten der Stiftung haben wir vor allem KMU unterstützt, die in ihrem Betrieb Massnahmen für eine bessere Energieeffizienz umsetzen wollten, wie beispielsweise den Einbau einer Photovoltaik-Anlage. Inzwischen fliesst der grösste Anteil an Fördergeldern in den Innovationsbereich; das heisst an Unternehmen, die neuartige Produkte oder Dienstleistungen für die Reduktion oder Absorbtion von CO2 entwickeln.
Wie variationsreich sind die aktuellen Projekte die Sie fördern (gern zwei aktuelle Beispiele)?
Gerade im Innovationsbereich ist die Bandbreite sehr gross. Unter den Projekten, die wir unterstützen, finden sich nicht nur intelligente Hausfassaden (Hywin), nachhaltige Duschen (Joulia) oder Lösungen für Imker (Vatorex, Beephone), sondern auch Coworking-Plattformen (VillageOffice) oder eben der Heizungsrechner von Eturnity, der die Menschen vermehrt zum Kauf nachhaltiger Heizungssystemen animieren soll.
Für viel Aufmerksamkeit sorgen aktuell unter anderem Projekte im Immobilienbereich wie beispielsweise eine kürzlich von der Umwelt Arena Schweiz eingeweihte Überbauung in Männedorf, in der die Mieter dank innovativster Technologie CO2-frei und ohne Miet- und Heizkosten wohnen (mehr dazu hier). Auch die sogenannt negativen Emissionstechnologien rücken für uns vermehrt in den Fokus, z.B. die Technologie von Neustark, mit der sich CO2 in Recycling-Beton speichern lässt.
Ab wann ist eine Lösung für den Klimaschutz innovativ (gibt es bestimmte Bewertungskriterien)?
Jeder Förderantrag, der uns erreicht, wird nach verschiedenen Kriterien beurteilt. Als innovativ bewerten wir eine Lösung dann, wenn es sich um ein neuartiges Produkt handelt, das es bisher auf dem Markt so nicht gibt. Wichtig ist uns zudem der Klimanutzen eines Projekts; also, wie viele Tonnen CO2 oder Megawattstunden Strom damit potenziell eingespart werden können.
Wie viele Förderanträge erhalten Sie jedes Jahr?
Die Anzahl Projektförderanträge ist in den letzten Jahren laufend angestiegen. Zuletzt bewegte sich der Schnitt bei rund 200 Anträgen für Energieeffizienz- und Innovationsprojekte pro Jahr. Vor allem die Zahl an eingereichten Innovationsprojekten wächst zusehends.
Inwiefern unterstützen Sie neben finanziellen Mitteln die ausgewählten KMUs?
Die Klimastiftung Schweiz unterstützt KMU nicht nur finanziell, sondern vernetzt sie auch mit ihren Partnerfirmen und stellt ihnen Reichweite auf verschiedenen Kommunikationsplattformen und an Events zur Verfügung. Uns ist es ein Anliegen, auch über das Ende der Fördervereinbarung mit den KMU in Verbindung zu bleiben.
In welchem Bereich würden Sie sich zukünftig noch mehr innovative Lösungen wünschen?
Negative Emissionstechnologien, auch «Carbon Removal» genannt, sind ein sehr wichtiger Ansatz auf dem Weg zur Erreichung der Klimaziele. Wollen wir das Ziel der Netto-Null-Emissionen bis 2050 erreichen, werden CO2-Reduktionen nicht genügen – es wird auch griffige Massnahmen brauchen, um CO2 aus der Atmosphäre zu entfernen und langfristig zu speichern. Auch der Bundesrat hat diesen Sommer in einem Bericht festgehalten, dass negative Emissionen zur Erreichung der Klimaziele unverzichtbar sind und will deshalb die Rahmenbedingungen für den Ausbau dieser Technologien schaffen. Wir begrüssen dies sehr und sind gespannt auf die weiteren Entwicklungen – und auf die künftigen Förderanträge in diesem Bereich.
Es gibt bereits viele gute und klimafreundliche Technologien, zudem werden weitere entwickelt. Leider kommen diese nicht immer schnell genug und breit gestreut an den Markt. Ein gutes Beispiel dafür ist der bisher eher schleichende Wechsel von fossilen Heizungen zu Erneuerbaren, wie z. B. Wärmepumpen.
Und das, obwohl Wärmepumpen ökonomisch interessanter sind, als fossile Heizungen. Woran liegt das aus Ihrer Sicht?
Gerade bei Wärmepumpen könnte ein Grund die unterschiedliche staatliche Förderung solcher Technologien sein. Die Spannbreite der Unterstützung von Kanton zu Kanton ist zum Teil erheblich. So erhält ein Bauherr im Kanton St. Gallen für den Einbau einer Luft-Wasser-Wärmepumpe bis CHF 2’500 – im Kanton Basel-Stadt sind es CHF 11’250.
Was müsste gemacht werden, damit auch die relevanten Stakeholder (z. B. Immobilieneigentümer) solche Technologien vermehrt einsetzen?
Eine verstärkte Förderung solcher Technologien in diesem Bereich wäre angezeigt. Es sollten vermehrt Anreize geschaffen werden, damit Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer mit fossiler Energie betriebene Heizungen durch klimafreundlichere Systeme wie Wärmepumpen ersetzen. Der Kanton Zürich etwa geht in diesem Bereich mit dem kürzlich lancierten „Klima-Deal” mit gutem Beispiel voran. Zudem müssen die Vorteile von Wärmepumpen und anderen nachhaltigen Heizsystemen für die Immobilienbesitzer*innen nachvollziehbar werden. Innovative und praktische Ansätze wie der Heizungsrechner von Eturnity, der diese Vorteile konkret aufzeigt, sind deshalb sicherlich ein Schritt in die richtige Richtung.
Vielen Dank für das Interview!
©Bild Teaser: Klimastiftung Schweiz